Was macht einen guten Anwalt aus?

Schon öfter wurde ich gefragt, woran man einen guten Anwalt erkenne. Die gleiche Frage musste ich mir auch schon selbst stellen, zu einer befriedigenden Antwort bin ich leider bisher nicht gekommen. Die große Vorstadtvilla? Die Gemälde in der Kanzlei? Die Zahl der Mitarbeiter? Das Auto? Übrigens fahren wirtschaftlich sehr erfolgreiche Anwälte durchaus mit einem kleineren Wagen zum Mandanten – vielleicht eine E-Klasse, ein Audi A6 – als sie für die Fahrt nach Hause in der Tiefgarage stehen haben. Man möchte den Mandanten ja auch nicht zeigen, dass man sich mit seinen Geldern den Porsche kaufen kann…

Meines Erachtens sollte man bei der Anwaltssuche in eine fachliche und eine persönliche Ebene unterscheiden.

Die fachliche Expertise ist für Laien kaum bis gar nicht einschätzbar. Eine Promotion spricht eher dafür, dass der Anwalt im Examen zu den guten Studierenden gehört hat (was für den Anwaltsberuf etwas bedeuten mag, aber nicht muss), ein Fachanwaltstitel immerhin, dass er vertiefte theoretische und praktische Kenntnisse über das besagte Rechtsgebiet hat. Wobei auch Anwälte ohne Fachanwaltstitel sehr gut sein können und die Rechtsgebiete der Fachanwaltstitel teilweise sehr breit sind.

Abraten würde ich von Anwälten, die das halbe Zivilrecht anbieten oder gar noch breiter aufgestellt sind. Das ist ein wenig wie beim Arzt: Für eine schnelle, preiswerte Diagnose ist der Hausarzt der richtige Ansprechpartner, für komplexe Probleme kann er nur Lotsenfunktionen wahrnehmen.

Ich persönlich halte die Kanzleigröße für nicht unbedeutend. Je größer die Kanzlei ist, desto mehr nicht juristische Mitarbeiter sind beschäftigt, die dem Anwalt den Freiraum für die eigentliche Rechtsberatung schaffen, die aber auch finanziert werden wollen. Insbesondere sehr große Kanzleien, die für die meisten natürlichen Personen nicht in Betracht kommen werden, haben ein Heer an Mitarbeitern, die sich um Werbung, Präsentationen, Buchhaltung etc. kümmern. Die vom Mandanten zu finanzierenden Gemeinkosten steigen enorm. Auf der anderen Seite mag es für den Anwalt hilfreich sein, nicht ganz allein am Schreibtisch zu grübeln, sondern einen Kollegen, eine Kollegin zu haben, mit dem oder der er sich austauschen kann.

Auf der persönlichen Ebene muss man sich sicherlich sympathisch finden, das Auftreten der Anwälte ist genau so unterschiedlich wie das ihrer Mandanten. Aus dem Strafrecht hört man schon an der Uni, dass Mandanten „laute“, „kämpfende“ Anwälte lieber sind, was zum Beispiel Kachelmann zum Wechsel seines Verteidigers bewogen haben soll. Ob diese dann tatsächlich besser für den Mandanten sind, steht auf einem anderen Blatt.

Kachelmann hat, nach eigener Aussage, seinen neuen Verteidiger übrigens über eine Google-Suche gefunden und nach dem für ihn sympathischen Äußeren ausgewählt. Damit war er letztlich zumindest nicht unerfolgreich.

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